BIS ZUM LETZTEN TROPFEN: SAFTPRESSE IN BEUERBERG LäUFT WIEDER

Beuerberg

Bis zum letzten Tropfen: Saftpresse in Beuerberg läuft wieder

Die Saftpresse in Beuerberg läuft wieder. Das ehrenamtliche Team vor Ort presst die Äpfel säckeweise.

Eurasburg – Jakob Fischer, der Schöne aus dem Oberland, ist der Star. Den „haben wir jetzt zu Beginn der Apfelpresszeit ganz viel dabei. Sehr große Frucht, aromatisch süß und saftig – er ist eine erste gute Sorte zum Pressen, im Vergleich zu den Frühäpfeln, die sich nicht eignen“, erklärt Maria Schön.

Damit ist klar: Bei Fischer handelt es sich nicht um einen Mann, sondern um eine Apfelsorte. Schön hat auch gleich einen weiteren Verarbeitungstipp für den Fischer parat: „Rosa Apfelmus. Seine intensiv rote Schale, für die Erhaltung möglichst vieler Vitamine nur kurz auf 100 Grad erhitzt, färbt das Mus rosa. Kinder mögen es besonders gerne noch mit ein bisschen Banane gesüßt.“

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Maria Schön, seit 24 Jahren im Vorstand des Garten- und Verschönerungsvereins Beuerberg-Herrnhausen, freut sich nach so langer Zeit immer noch auf den Tag, an dem die Saftpresse in Beuerberg anläuft – wie alle anderen ehrenamtlichen Helfer auch. Bereits frühmorgens am ersten Tag stehen zahlreiche Säcke mit Äpfeln vor der Tür. Die Vielfalt ist groß: Von eher sauren, kleinen grünen, sogenannten Schnapsäpfeln bis hin zum bekannten Boskop, der eigentlich jetzt noch gar nicht reif sein sollte, aber dieses Jahr schon vom Baum gefallen ist.

Saftpressen in Beuerberg: Stammkundin hat für säuerliche Sorten einen Tipp parat

Für säuerliche Sorten hat Stammkundin Michaela den Tipp parat: „Zum Saften einfach mit Birnen mischen.“ Und Othmar Winterling, ehemaliger aktiver Helfer, dessen Äpfel heute auch dran sind, bestätigt, dass es dieses Jahr nach Starkregen und Hitzetagen viel Fallobst gibt: „Die Bäume haben Stress, werfen die Äpfel zu früh ab und tragen jetzt schon weniger Blätter.“

Zum Glück schmälert das den Ertrag vor Ort anscheinend kaum. „Zur Blüte war es zwar kalt“, sagt Maria Schön, „aber in unserer Region erwarten wir eine gute Apfelernte.“ Ganz im Gegensatz zur Prognose der deutschen Obstbaubetriebe, die für 2024 bei der Apfelernte im Durchschnitt der letzten zehn Jahre sogar mit einem Minus von 26 Prozent rechnen. Der späte Kälteeinbruch Ende April mit winterlichen Kapriolen nach frühsommerlicher Wärme hatte mancherorts für massive Frostschäden gesorgt.

Zur Blüte war es zwar kalt, aber in unserer Region erwarten wir eine gute Apfelernte.

Maria Schön, Erste Vorsitzende des Garten- und Verschönerungsvereins Beuerberg-Herrnhausen

In Beuerberg laufen dagegen die Maschinen und das achtköpfige Obstpressteam, allesamt sehr rüstige Rentner, auf Hochtouren: An Station eins kommen die Früchte zum Waschen ins Wasserbad, dann wandert die stets namentlich gekennzeichnete Portion an Äpfeln „in die Musermaschine“, wie Maria Schön den Häcksler charmant nennt. Anschließend wird die zerkleinerte Masse „wie ein Geschenk in Tücher verpackt und in Rahmen gestapelt“, beschreibt sie die Vorbereitung der Maische für die kraftvolle Presse, aus der aromatisch duftender Rohsaft fließt.

Im nächsten Schritt geht es ans Filtern: „Zuerst läuft der Saft durch einen groben Vorfilter und vor der Erhitzung auf etwa 80 Grad dann noch durch den Feinfilter“, erklärt Schöns Mann Matthias, aktiver Helfer im Team. Schließlich wird für alle Kunden der fertige Saft von den eigenen Äpfeln in wiederverwendbare Schachteln mit jeweils neuem Fünfliter-Innenbeutel abgefüllt. Die abgelieferten Säcke sollten übrigens nicht schwerer als 25 Kilo sein, wünscht sich das Team.

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Saftpresse in Beuerberg: Auch die Rehe dürfen sich freuen

Die Saftanlage sieht sehr professionell aus. Alle Arbeitsschritte brauchen Kraft. Laut Othmar Winterling gibt es inzwischen auch Laufbandanlagen mit automatischer Beförderung, „die sind aber nicht so saftergiebig wie unsere Packpresse“. In Beuerberg kommen nicht nur Äpfel in die Presse. „Quitten machen besonders viel Arbeit“, sagt Maria Schön, „sie sind nur am letzten Presstag Ende Oktober dran.

Wir müssen da die Tücher zweimal waschen und das Flusensieb unserer Profiwaschmaschine jedes Mal reinigen.“ An diesem Herbsttag wird dann betörender Quittenduft das Apfelaroma im Saftmaschinenraum übertrumpfen. Übrigens: Im Winter freuen sich die Rehe über den Apfeltrester. Die Förster holen nämlich die trocken gepresste Maische ab und verwerten sie zu schmackhaftem Wildfutter. Äpfel haben eben viele Fans. Angelika Froschmeier

2024-09-05T04:16:17Z dg43tfdfdgfd