„VEGANUARY“-CHALLENGE - ICH WOLLTE EINEN MONAT VEGAN LEBEN - UND DANN HAT PAPA GULASCH GEKOCHT

Ein Monat vegan. Wird doch easy, dachte sich Frida*. Doch als ihr Vater beim Familienessen Gulasch auftischt, gestaltet sich die Lage plötzlich alles andere als einfach.

Kein Fleisch, kein Fisch, kein Käse - kein Problem. So weit meine Gedanken um den Jahreswechsel herum. In diesem Jahr habe ich mir vorgenommen: Ich mache den Veganuary mit. Heißt: Einen Monat ganz ohne tierische Produkte leben. Einen Monat vegan.

Für eine besonders große Herausforderung hielt ich das anfangs nicht. Immerhin esse ich eh meistens vegetarisch. Und Käse? Ach, das geht schon, dachte ich mir. Nunja - es kam anders. Aber mal alles auf Anfang...

Vier Gründe für einen veganen Januar

Am ersten Januar beschloss ich, in den nächsten Wochen auf jegliche tierische Produkte zu verzichten. Ein Aspekt dabei: Ich wollte mal wieder was Neues. Neue Rezepte testen, anders kochen, anders backen. Ich wollte die Herausforderung.

Dann ist da das Thema Tierwohl. Ich bin teilweise auf dem Hof meines Vaters aufgewachsen. Mit Schafen und Hühnern. Fleisch zu essen, das war an der Tagesordnung. Aber dass Tiere dafür leiden, sterben sollen, damit es mir schmeckt - das ist eigentlich kein Argument.

Und dann ist da natürlich noch die Umwelt: Vegane Ernährung ist nachhaltig. Viel nachhaltiger als Fleisch zu essen. Auch wenn für viele vegane Ersatzprodukte Soja verwendet wird, werden dennoch rund 80 Prozent der weltweiten Sojaproduktion nicht dafür verwendet. Sondern? Richtig, für die Tierfütterung.

Den Gesundheitsaspekt nicht zu vergessen. Vegane Ernährung ist gesund - sofern sie ausgewogen ist natürlich. Der Vitamin-Mangel, der den Fleischfreien häufig nachgesagt wird, hängt meist überhaupt nicht mit ihrer Ernährung per se zusammen. So ist etwa der Mangel an Vitamin-D kein reines Veganer-Problem. Und auch Eisen können sie über Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide und Nüssen zu sich nehmen.

Schwierig wird es nur bei B12. Das können wir Menschen „natürlich“ tatsächlich nur über Tierisches konsumieren. Allerdings wird etwa Schweinen in ihrer Nahrung Vitamin B 12 zugesetzt. Meine Alternative: Ich spare mir den Teil mit dem Tier und supplementiere direkt selbst.

Und dann kam das Gulasch

So weit, so gut. Die ersten beiden Wochen liefen gut. Ich probierte mich in der Küche aus, selbst mein veganes Gebäck fand bei Freund, Schwester und Mitbewohnern Anklang. Ich fühlte mich gut, ich fühlte mich gesund. Den Feta vermisste ich etwas - aber ansonsten keine Beschwerden. Und dann kam das Gulasch.

Das Weihnachtsessen bei meinem Papa - dem mit dem Hof - war im vergangenen Jahr ausgefallen. Deshalb hatten wir es verschoben. In den Januar. Den veganen Januar. Schon in den Tagen davor haderte ich mit mir. Ansprechen, dass ich kein Fleisch will? Vor meinen Geschwistern? Schwierig. Vor meinem Papa? Keine Option.

Es kam also, wie es kommen musste. Ich kam, sah und aß. Das Gulasch. Köstlich. Die Diskussionen sparte ich mir dadurch.

Schlechtes Gewissen? Naja

Ob ich ein schlechtes Gewissen hatte? Naja. Vielmehr merkte ich: Ja, war gut. Aber brauch ich das? Nein. Stattdessen ziehe ich es seitdem weiter durch: Kein Gulasch, kein Feta. Auch kein Bissen vom Vollmilch-Schokoriegel meines Freunds. Ein paar Tage muss ich noch durchhalten.

Ob ich danach weiter mache? Mal sehen. Feta wird es sicher im ein oder anderen Gericht geben. Und vielleicht auch an Weihnachten mal wieder ein Gulasch. Aber ansonsten kann ich sagen: Es fehlt mir eigentlich nichts. Und der Blick in die Supermarktregale zeigt: Vegan essen, das ist im Trend. Gefühlt täglich stehen neue Produkte in den Reihen. Gyros, Würstchen und Cevapcici - all das gibt es mittlerweile auch in fleischfrei.

Protokoll: FOCUS-online-Redakteurin Paula Schneider

*Name von der Redaktion geändert

2023-01-26T15:27:55Z dg43tfdfdgfd